Auf was genau beruht die Wirkung von Hypnose?

Hypnotherapie wird auch gern als "Erlebnistherapie" bezeichnet.

Selbst stundenlange therapeutische Gespräche können niemals die Wirkung von körperlich und seelisch erlebter Erfahrung ersetzen.

Dadurch, dass die Aufmerksamkeit nach Innen gelagert wird und die Informationen, die sonst unseren Geist erreichen und unser Bewusstsein überschwemmen, nach und nach in den Hintergrund treten, eröffnet sich gleichsam eine Art innerer Bühne. Es ist wie ein paralleles Leben, das wir in diesem Augenblick erfahren. Wir können uns in imaginären Landschaften bewegen, in diese andere Welt von Erfahrungen reisen oder zurück an die realen, aber längst verlorenen Orte unserer Kindheit gehen (Regression) und so die Folgen einer Verletzung der Seele heilen, aber auch in eine gute Zukunft (Progression). Anders als im Traum können wir mit den inneren Bildern arbeiten und sie bzw. unser Verhalten verändern.

Auch wenn der Patient die Bilder nicht deuten kann und das auch gar nicht braucht, so spürt er doch auf der Gefühlsebene, dass das in Trance erlebte ihn in seinem Innersten betrifft. Patient und Therapeut bleiben dabei in verbalem Kontakt: der Patient berichtet von seinen Begegnungen und der Therapeut gibt ihm Anregungen, was er im Sinne der Therapie tun könnte. Dank neuester Erkenntnisse aus der Hirnforschung wissen wir, dass das Gehirn nicht in der Lage ist, zwischen real Erlebtem und einer nur in der Vorstellung erfahrenen Situation zu unterscheiden. Beide Ereignisse hinterlassen dieselben neuronalen Spuren. Das birgt die riesige Chance, alle negativen Glaubenssätze umzuschreiben. (1)

Was auch immer uns in dieser "Anders" - Welt begegnen mag: stets ist es unser zutiefst Eigenes und immer lässt uns die Kreativität und Weisheit unseres Unbewussten auf der Bildebene unzählige Möglichkeiten zuwachsen, unsere Schwierigkeiten zu meistern oder unsere Ziele zu erreichen. Häufig werden wir dabei zurück in unsere Kindheit versetzt und können uns nun innerhalb eines geschützten Rahmens mit den Personen, die uns verletzt oder verstört haben auseinandersetzen – auch mit bereits Verstorbenen. Wir können heilsamen Gestalten, wie dem inneren Arzt oder Heiler, der archetypischen Mutter, des weisen Mannes oder der weisen Frau, aber auch inneren Orten der Kraft, der Ruhe und der Sicherheit begegnen. Gestärkt durch diese Ressourcen kann der Patient – vielleicht wie schon lange nicht mehr – Gefühle wie Zuversicht, Gelassenheit, Schmerzfreiheit, Leichtigkeit, Freude und Heiterkeit erleben und neu ankern. Es wird ihm möglich, neue Handlungs- und Gefühlsweisen auf der inneren Bühne für (zum Beispiel) das Bestehen einer Prüfung oder das positive Austragen eines Konfliktes auszuprobieren, aus seinem inneren Ort der Sicherheit heraus. Er erfährt sein Inneres als einen weiten Raum. Viel weiter und voller ungeahnter Möglichkeiten, die er zuvor in der Enge seiner problemorientierten Sichtweise nicht sehen konnte. Gerne werden diese inneren Bilder als kindisch und eingebildet abgetan, aber ihre tief greifende, verändernde Wirkung ist nicht zu unterschätzen.

Mit den neuen Bild gebenden Verfahren, z.B. der PET (2) lässt sich auch beweisen, dass Hypnose zu Veränderungen im Gehirn führt, die sich messen lassen und keinesfalls Einbildungen sind. Wenn das Gehirn lernt, bilden sich neue Nervenverbindungen (Synapsen) aus und dadurch verändert sich seine Struktur. Hypnose ermöglicht also spielerisch neue Lernerfahrungen und ankert sie im Gehirn. Nicht zuletzt bietet Hypnose die wundervolle Möglichkeit, das Unbewusste direkt zu befragen, das die Ursachen von Störungen benennen, Hinderungsgründe einer nötigen Entwicklung oder Heilung aufzeigen und konkrete Vorschläge auf der Handlungsebene machen kann. Letztendlich setzt eine intensive Imagination des Therapieziels eine Menge unbewusster Arbeit in Gang, um den Weg dorthin zu finden.