Focusing

wurde von Prof. Eugene Gendlin, in erster Linie Philosoph, außerdem auch Psychologe und Psychotherapeut an der Universität Chicago, entwickelt. Gendlin hatte die Beobachtung gemacht, dass die Klienten, die in ihrer Therapie Erfolg hatten und in ihrem Leben positive Veränderungen erfuhren, besonders eng mit ihrem inneren Erleben in Kontakt standen. Beim Focusing geht es darum, die Weisheit des Körpers zu erspüren, die körperliche Resonanz auf die Probleme, die wir gewöhnlich mit dem Kopf zu lösen versuchen und uns dabei in endlosen Spiralen von Angst, Aggression und Selbstmitleid verheddern. Focusing nimmt den Focus von außen, wo uns etwas "angetan wird" zurück nach innen, zu unserem eigenen Erleben. Wir grübeln nicht mehr länger darüber nach:" Warum tut er/sie dies?", sondern nehmen zur Kenntnis, was der andere tut und fragen uns:" Wie wirkt das auf mich? Was macht das mit mir?". Dabei warten wir - körperlich spürend - auf eine stimmige, organismische Antwort aus unserer Körpermitte. Wir lernen, diesem eigenen tiefen Erleben immer mehr zu vertrauen - statt wie bisher äußeren Normen, Werten und Autoritäten. Dabei wird unser Körper zunehmend zur Basisstation unseres Lebens, unser sicheres Zuhause. Denn nur wenn ich mich sicher und geschützt in mir selbst fühle, kann ich mich nach innen und außen entfalten. Die Gefühle, die wir erforschen, müssen nicht verändert, die Probleme nicht gelöst werden. Es reicht aus, ihnen Raum zu geben, bei ihnen zu verweilen, ihnen zuzuhören - neugierig und offen. Wir nehmen uns selbst und unseren zarten, empfindsamen, (von der Außenwelt abgewerteten) Regungen gegenüber die Haltung einer guten Mutter ein. Wahrscheinlich zum ersten Mal in unserem Leben.

"Nur das Klare zählt in unserer Gesellschaft. Man muss jederzeit wissen, was man will, man muss einen eindeutigen "Standpunkt" haben und sich Ziele stecken können - und was nicht dazu passt, muss man sofort "wegstecken", so wie uns das die Leistungssportler jeden Tag vormachen. Das habe ich nie gekonnt und auch nie gewollt. Focusing hat mich von all diesen gesellschaftlichen Normen und Vorschriften erlöst. Dass das Unklare, Noch-nicht-Sagbare, aber schon Gespürte, einen ganz eigenen Wert hat, diese Erfahrung hat mich unglaublich entlastet. Seit ich mir die Erlaubnis gebe, nicht alles erkären und beweisen zu müssen, was ich fühle, ist mein Leben sehr viel reichhaltiger und sinnerfüllter geworden."

(Eugene Gendlin in "Focusing", S. 193)

Eine ausführliche Anleitung finden Sie unter: https://www.inhypnos.de/fileadmin/downloads/tipps/Focusing.pdf